+++ Die Kunst des Ideendiebstahls – oder: Wie man sich selbst zum Urheber macht, während andere es sind +++
Willkommen in der Ära des kreativen Diebstahls! Hier ist nichts mehr sicher – nicht einmal die eigenen Gedanken. Früher war das Ganze vielleicht noch ein bisschen romantischer: Man hatte eine
Idee, tüftelte daran, und irgendwann wurde sie groß. Heute reicht ein kurzer Blick auf Instagram, TikTok oder die unendlichen Weiten des Internets, und schon hat jemand anderes
genau das Gleiche im Kopf – nur eben mit einem anderen (=seinem)
Logo, einem anderen Hashtag oder einer anderen Farbpalette.
Was früher als Plagiat galt, ist heute eher eine Art sportlicher Wettbewerb: Wer klaut am besten? Und wer gibt es am stolzesten zu? Es ist fast schon bewundernswert, wie manche Menschen es
schaffen, ihre "eigenen" Ideen so zu präsentieren, als wären sie die Erfinder der Welt. Ein Beispiel gefällig? Da sitzt der Kollege neben dir im Meeting, nickt zustimmend zu deiner genialen
Präsentation – und zwei Tage später sieht man genau dieselbe Idee in seinem eigenen Blog wieder. "Diese Idee hatte ich auch aktuell", sagt dann der Kollege, während er gerade dabei ist, den
gleichen Trend zu kopieren, den du vor zwei Wochen ins Leben gerufen hast. Ach so? Ich bin es leid, mich immer wieder neu zu entwickeln, nur damit andere meine Innovationen übernehmen und für
ihre Zwecke ummünzen.
Es ist eine Art kreatives Wettrüsten geworden: Du entwickelst etwas Neues oder Einzigartiges, nur um festzustellen, dass es natürlich bereits in der Luft schwebt – von jemand anderem. Und
natürlich hatten sie die Idee auch. Zur selben Zeit.
Und was macht man dagegen? Man kann nur noch fassungslos lachen. Über die Dreistigkeit mancher Menschen, ihre Kopien als eigene Meisterwerke auszugeben – fast so, als hätten sie die Mona Lisa
persönlich gemalt. Über die Ironie, dass man für Innovationen belächelt wird, während andere sie einfach übernehmen und sich dann noch dafür feiern lassen - vermutlich mit einem Glas Sekt in
der Hand und dem Hashtag
#meineneueIdee oder
#ZeitfüretwasNeues auf Instagram.
Manchmal fragt man sich ja, ob das Ganze noch Spaß macht. Anstatt sich darüber den Kopf zu zerbrechen, könnte man aber auch einfach tief durchatmen, selbst einen Schluck aus der Sektflasche
nehmen und sagen: „Na gut, dann eben weiter im Takt der Kopien.“ Vielleicht wird aus dem nächsten von Dir geklauten Trend ja doch noch etwas Eigenes. Also, ruhig bleiben, weitermachen und
dabei immer ein bisschen Humor bewahren. Denn am Ende des Tages ist das kreative Diebstahl-Game vielleicht nur eine moderne Form der Kunst – mit einem Augenzwinkern und einer Prise Ironie.